Schönstes kubanisches Kino, ab 5.7. bei uns in den Filmtheatern
„Du bist irgendwie genau wie dieses Gebäude. Und dieses Gebäude irgendwie wie Cuba. Keiner bringt es in Ordnung, keiner bringt es zum Einstürzen.“
Erst als der Zufall eine Videokamera in ihr Leben spült, verändert sich etwas: die beiden entdecken ihre Liebe zueinander wieder, Romantik und auch Sex. Einige Verwicklungen bringen eine fast surrealistische Komponente in den Film, ohne den ruhigen Gang der Handlung jedoch zu belasten. Denn eigentlich geht es ums würdevolle Altwerden, um Gewohnheit, Bedürfnis und Gestaltungsfähigkeit.
Kinostart: nicht verpassen, der Film kommt am Donnestag, den 5. Juli 2018 in unsere Kinos!
Ein liebenswerter Film
Der Film liebt seine Akteure, er will sie gut und realistisch präsentieren und nicht vorführen oder unter dem Vergrößerungsglas betrachten. Auch die Themen, die er anspricht, Sex im Alter und natürlich auch die Angst vor dem Tod, werden gefühlvoll und nicht voyeuristisch dargestellt. Damit greift der Film ein Thema auf, das immer öfter in die Kinos kommt und durchaus interessant ist: leben wir doch, genau wie die Kubaner, in einer alternden Gesellschaft.
Der Hintergrund des Films ist die Spezialperiode, die sich natürlich als Analogie anbietet: alterndes Paar, alterndes Land. Und auch der Neuanfang, der den beiden passiert, deutet sich für das Land an: denn die Videokamera stammt ja von Touristen und Cuba hat sich auch erst in den Neunzigern dem Tourismus eröffnet – und inzwischen sind die Touristen die größte Einnahmequelle Kubas.
Internationale Produktion
Die Produktion des Films ist international, es ist eine kolumbianisch-deutsch-norwegisch-argentinisch-kubanische Produktion – das fällt nicht weiter auf, nur durch den Akzent einiger der Schauspieler, der nicht kubanisch ist.
Der Regisseur, Jhonny Hendrix Hinestroza, Jahrgang 1975, – war an Produktionen wie Dog Eat Dog von Carlos Moreno und Dr. Alemán von Tom Schreiber. Sein Erstlingswerk CHOCÓ hatte 2012 Premiere auf der Berlinale.
Die beiden Hauptdarsteller, Verónica Lynn (*1931) und Alden Knight (*1936), haben ihre Karriere beide beim kubanischen Theater begonnen und sind auch international schon in Erscheinung getreten, in Cuba sind sie sowieso sehr bekannt.
Interessante Fakten: In ihren ersten Jahren war Verónica Lynn Schützling von Erwin Piscator; Alden Knight unterrichtet neben seiner schauspielerischen Tätigkeit am Kubanischen Institut für Radio und Television (ICRT).
Meine Meinung über Candelaria
Der Film braucht keine Action, um zu überzeugen. Er betrachtet das Leben, wie es gerade passiert. Wer aber einen emotionalen, schönen kubanischen Film sehen möchte, der nah am Leben ist, ohne dabei den Humor zu verlieren, der liegt mit Candelaria richtig. Die beiden Schauspieler, Verónica Lynn und Alden Knight sind ein hervorragendes Team, die ihre Charaktere mit all deren Problemen -Mangelwirtschaft, Kinderlosigkeit, Krankheit, Alter – glaubhaft verkörpern können. Vielleicht übertreibt der Film an Ende etwas, aber genau das nimmt ihm das Etikett Drama und gibt ihm einen unerwarteten Twist.
Wenn ihr euch gerade nach Cuba sehnt – und tun wir das nicht alle? – der sollte sich auf jeden Fall Candelaria anschauen. Schöne Bilder, bekannte Orte, Musik, die politische Situation: damit spiegelt der Film das meiste, was wir aus Cuba kennen und worüber wir träumen, wenn wir an Cuba denken.
Zusätzlich ist der Film natürlich auch eine herzergreifende Liebesgeschichte, die nicht vor Kitsch trieft oder sich dem Üblichen widmet, sondern aus dem Leben, genauer aus dem Alter gegriffen ist.
Meine Empfehlung: keinesfalls verpassen, denn erstens ist der Film wunderschön und zweitens kommt nicht alle Tage ein kubanischer Film in unsere Kinos.
Filmstart in Deutschland ist Donnerstag, der 5.Juli 2018. Schaut, wo der Film bei euch läuft!
Danken möchte ich der DCM Film Distribution GmbH, die mir den Film vorab zur Verfügung gestellt hat und die Verbreitung des Artikels unterstützt.
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