Fußball – der neue Volkssport der Cubaner
Ihr seht, auch Cubanews berichtet über Fußball – ich kann mich eben nicht wehren, es ist halt überall Fußball: auf dem Nutella-Glas, den H&M-Sachen und natürlich im Fernsehen, die Fanmeilen werden sich sicher bald füllen und alles wird schwarz-weiß bis schwarz-rot-gold.
Aber Cuba und Fußball, das ist schon eine besondere Liebe, vielleicht noch enger, auf jeden Fall aber extrovertierter als in Deutschland. Mir wurde einmal über die Kubaner gesagt, sie machen etwas 120 prozentig oder gar nicht. Und so ist es jetzt mit dem Fußball. Auf Schritt und Tritt sieht man in Cuba Real-Wappen, Barca-T-Shirts oder englische Fußballfahnen. Wenn Real oder Barca wichtige Spiele haben, sind die Straßen menschenleer.
Und wenn Spanien nun spielt, wird sich dies wiederholen – zumal sie gestern in der Partie gegen Portugal auch gezeigt haben, dass sie definitiv Anwärter auf den Weltmeistertitel sind.
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Baseball – war da was?
Baseball ist ja eigentlich der Nationalsport der Cubaner und dort sind sie auch noch richtig gut. Nach einigen schwachen Jahren hat sich das kubanische Nationalteam international wieder zurückgemeldet. Aber wenn man auf die Straßen schaut, sehen wir immer weniger Cubaner, die mit dem Baseballschläger hantieren, sondern immer mehr kicken den Fußball herum.
Und überhaupt: das ganze Stadtbild ist dominiert von Fußball. Gefühlt jeder zweite Cubaner trägt ein Fußballshirt oder eine andere Fußball-Devotionalie, wobei Real Madrid überwiegt, gefolgt von Barceona und mit weitem Abstand dann englische und italienische Clubs. Bayern-Trikots gibt es, aber doch recht selten. Vor allem von den Älteren werden auch noch Baseball-Devotionalien herumtragen – aber bei weitem nicht so exzessiv, wie es die Fußballfans tun.
Das kubanische Nationalteam
Die kubanische Nationalmannschaft hat sich nicht für die Weltmeisterschaft qualifiziert, oder andersherum gesagt: einmal hat die kubanische Nationalmannschaft sich für eine WM qualifiziert und das war die Weltmeisterschaft 1938 in Frankreich. Nachdem sie dort Rumänien rausgeworfen hatten, unterlagen sie Schweden im Viertelfinale 0:8.
Aktuell wird das Team Cubas in der Fifa-Rankliste auf Platz 181 geführt – von 206 Ländern. Wie heißt es deshalb auch: En Cuba el deporte nacional es el fútbol internacional – in Cuba ist der Nationalsport der internationale Fußball.
Fußball im Fernsehen
Wer in Cuba durchs Fernsehen zappt, der wundert sich manchmal über die Fußballspiele, die dort gezeigt werden. Vor ein paar Jahren blieb ich bei einem Bayern-Dortmund-Spiel hängen. Nein, kein Pokalfinale oder Champions League, sondern Bundesliga. Auch die Fußball-Europameisterschaft wird übertragen, natürlich auch manche Spiele der spanischen Liga. Cuba hat 2012 bzw. 2013 die Rechte an einigen Bundesliga und Premier Divisons-Spielen gekauft. Über Fußball wird in den kubanischen Medien aber schon länger berichetet: das erste Radioprogramm zum Thema Fußball wurde 1993 gestartet und alle hielten die Macher für verrückt. 3 Jahre später dann kam der Fußball auch ins Fernsehen, das war dann 1996.
Richtig los ging es mit dem Fußball dann, als Cuba die Geschwindigkeit des Reformprozesses erhöhte, mehr Leute Kontakt zum Ausland hatten und das Internet weiter ausgebaut wurde. Ausschlaggebend war aber auch der Titelgewinn der Spanier in der 2010er Weltmeisterschaft, der genau in diese Zeit viel. Spanien, in der aktuelle Wahrnehmung quasi ein Verwandter Cubas, die Mannschaft um Iniesta, mit der man sich gerne identifizierte, bildeten die perfekte Basis für den Erfolg des Fußballs in Cuba.
Wer die kubanischen Fußballfans in Aktion sehen will, der sollte während eines Real-Madrid-Spiels ins Hotel Habana Libre in Havanna gehen. Dort ist der untere Salon ein Hexenkessel, die Emotionen brodeln und es macht Spaß, dort mitzufiebern. Die Spiele werden auch in anderen Hotels und Bars übertragen, man sieht über ESPN Sports.
Mitbringsel
Wenn ihr euch immer fragt, was ihr euren Freunden in Cuba mitbringen könnt, dann schaut euch an, ob die Fußballfans sind. Mit einer Real- oder Barca-Devotionalie könnt ihr ein Lachen auf das Gesicht eurer Freunde zaubern. Aber Vorsicht: ihr solltet vorher wissen, ob sie Fans von Barca ODER Real sind. Da herrscht selbst in Cuba eine unüberbrückbare Feindschaft.
Kleine Anekdote dazu: Als Dortmund vor einige Jahren gegen Real in der Champions League gewann, gab es bei jedem der vier Tore unbeschreiblichen Jubel in der Uni Havanna. Meine Frau, die gerade dort unterrichtete, dachte, dass Dormund heftig abserviert wird und war sehr überrascht, dass sie das Spiel eindeutig gewonnen hatten. Was war geschehen?
Barca war am Tag davor von Bayern heftig eingeseift worden, die Barca-Fans am Boden und ihr größter Feind trat nun gegen Dortmund an. Ein Sieg gegen Dortmund hätte das blamable 0:4 gegen Bayern noch schmerzlicher gemacht. Nun ging Real jedoch ebenfalls kräftig baden gegen Dortmund. Das lies die Barca-Fans, die in der Uni Fußball schauten, jedesmal in frenetischen Jubel ausbrechen – und so diese Verwechslung herbeiführen.
Fazit: Der Fußballgott vereint die Cubaner
Kuba und der Fußball, das ist inzwischen zusammengewachsen, die Weltsportart ist auch in Kuba angekommen und die Kubaner interessieren sich eigentlich alle für Fußball. Ok, die Männer mehr als die Frauen, aber wo ist das schon anders 😉 Zwar wirkt sich dies nicht auf den Erfolg der kubanischen Fußballteams aus, da gibt es noch viel Verbesserungsbedarf – aber das kann sich ja noch ändern. Wenn ihr also nicht wisst, wie ihr einen Kubaner in ein Gespräch verwickeln sollt, Fußball wäre ein guter Startpunkt!
Habt ihr Erfahrungen mit dem Fußball und den Cubanern gemacht? Schreibt doch eure Erfahrungen in einen Kommentar, wir alle würden uns freuen!
Also: Hals und Beinbruch für alle Fußballspiele,
Saludos, euer Dietmar
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Kommentare anzeigen (2)
http://fansclubcubayern.cubava.cu
Das ist super, Bayernfans in Cuba :)