Meine Top 5 kubanischen Lieblingsfilme – und die 10 besten Filme aus Kuba

Kubanische Filme: ein ganz besonderer Einblick in das Leben auf Kuba

In Berlin, im Babylon, findet ja gerade das Soy-Cuba-Festival statt und das nehme ich zum Anlass, über meine Top 5 besten kubanischen Filme zu berichten. Es gibt ja noch viel mehr tolle kubanische Filme, aber manche wachsen einem doch mehr ans Herz als andere. Dann präsentiere ich euch auch noch die Top 10 der kubanischen Filme in der IMDB – um ein bisschen Objektivität in die Sache hineinzukriegen ?

Aber wie sieht es bei euch aus, was sind eure Lieblingsfilme? Ihr habt doch sicher auch den einen oder anderen Film, den ihr uns ans Herz legen wollt???

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Meine Top 5 Lieblingsfilme

Fangen wir mit meiner Numero Uno an – ich glaube, das war auch der erste kubanische Film, den ich überhaupt jemals gesehen habe.

Erdbeer und Schokolade

Erdbeer und Schokolade ist m.E. wichtigste Film kubanische Film, den ich je gesehen habe. Ganz abgesehen davon dass einer der erfolgreichsten kubanischen Filme ist, zumindest was die internationale Anerkennung angeht. Erdbeer und Schokolade spielt Anfang der Neunziger in Havanna. Hauptpersonen sind ein linientreuer Student und ein schwuler Künstler. Beide treffen sich das erste Mal in der Coppelia in Havanna beim Eisessen. Daher kommt dann auf der Titel Erdbeer und Schokolade: denn für den schwulen Künstler ist es etwas ganz besonderes, eine Erdbeere in seinem Schokoladeneis zu finden. Und Erdbeeren im Eis sind für einen wahren cubanischen Macho dann doch unmännlich. Natürlich geht es auch um eine unglückliche Liebesgeschichte, Einblicke in die kubanische Gesellschaft der Neunziger mit deren Verfolgung von Schwulen und – alles in allem – geht es auch um eine Art Happy End.

Der Film hat zwei Locations, die ihr besichtigen könnt, nachdem ihr den Film gesehen habt. Einmal den Paladar „La Guarida“, das ist die Wohung von Diego und dann die Wohnung von José Lezama Lima. Da das Leben von Diego ein Zitat des Lebens José Lezama Limas ist und diverse Anspielungen auf diesen kubanischen Autor im Film vorkommen, lohnt es sich, dieses versteckte Museum anzuschauen.

Eine kurze Anmerkung noch so zu der Situation von Homosexuellen in Kuba heutzutage: viel hat sich geändert. Mariela Castro hat sich die Gleichberechtigung der Homosexuellen auf die Fahnen geschrieben. Als Tochter von Raul Castro hatte sie durchaus einigen Einfluss und konnte einiges an Verbesserungen – zumindest von offizieller Seite – durchsetzen.

Der Tod eines Bürokraten

Der zweite Film auf meiner Liste ist schon etwas älter und schwarz-weiß, aber nichts desto trotz sehenswert. Der Tod eines Bürokraten beschäftigt sich damit, was passieren kann, wenn wir in die Mühlen der Bürokratie geraten – und die sind in Kuba nicht unwesentlich. Morbid, aber trotzdem amüsant, wird es dadurch, dass es sich bei dem Problem mit der Bürokratie eine Beerdigung dreht, die an diversen bürokratischen Hindernissen scheitert. Bzw. gar nicht der Beerdigung, sondern was passiert, wenn man eine Leiche wieder ausgraben muss 😀

Der Film überzeugt durch seine interne, unausweichliche Logik und seinen ungekünstelten Humor im Angesicht der Tragödie. So kreisen durch aus zwischendurch die Geier über dem Haus, in dem die Leiche liegt, aber es geht eben nicht um Slapstick-Humor, sondern immer um nachvollziehbare, logische, menschliche Entscheidungen.
Insgesamt nichts für zu schwache Nerven, allerdings auch kein Horrorfilm.

Juan de los Muertos – Juan of the Dead

Mein dritter Film hingegen ist ein Horrorfilm. Ein klassischer Zombiefilm. Und wer sich mit Zombiefilmen auskennt, der wird schon beim Titel an andere Zombie Filme erinnert. Und zwar natürlich an Dawn oft he Dead und – Shawn of the Dead, der genialen Zombiefilmparodie von Edgar Wright. Juan ist also quasi die Fortsetzung von Shawn, nur in Kuba.

Dass es diesmal nicht durch englische Kleingärten geht und ein Pub, sondern durch die kolonialen Häuser Havannas, und die Zombies anfangs für Dissidenten gehalten werden, verleiht dem Film seinen eigenen Charme – keine Kopie, keine nachgedrehte Story, sondern original kubanisch.

Die Handlung dreht sich um eine Gruppe von Taugenichtsen, die nach der Zombie-Apokalypse ihre Dienste anbringen. Sie räumen Verwandte aus dem Weg, die sich in Zombies verwandelt haben – „Juan of the Dead – we kill your beloved ones“, so der Antwortspruch am Telefon.

Wer den Film im Original sehen möchte, der sollte sich auf jeden Fall die Untertitel einstellen, denn die Schauspieler sprechen einen ganz schön krassen Akzent ? Juan ist eine der erfolgreichsten kubanischen Filme überhaupt, was die internationale Kinokasse angeht und ich habe ihn natürlich zuerst beim fantastischen Filmfest in Berlin gesehen – noch bevor meine Frau ihn gesehen hatte, die sogar beim Dreh dabei war 😀

Vampiros en La Habana

Ok, wir bleiben bei Horrorfilmen. Naja, nicht ganz ? Vampiros en La Habana ist ein Zeichentrickfilm, der sich auf amüsante Weise mit dem großen Problem der Vampire auseinandersetzt – nein, nicht Blut zu finden, sondern in die Sonne zu gehen. Joseph Amadeus von Dracula, genannt Pepito, ist der erste Vampir, der die Strahlen der Sonne überlebt. Nun haben andere Parteien auch Interesse an dem Mittel, das er genommen hat – die Mobster-Vampire (der Film spielt in den Dreißigern) und ein europäisches Vampirkartell.
Der Film ist einer dieser schönen, ruhigen Zeichentrickfilme, die mich an die Lektüre von Asterix oder Lucky Luke denken lassen. Ähnlich übrigens die Elpidio-Valdez-Filme, die auch ganz klassisch für Cuba sind.

Habanastation

Last but not least Habanastation, ein Film, den ihr mit Kinderaugen sehen müsst – sonst ist er etwas kitschig… Es dreht sich um die Freundschaft zweier Schüler, die über Klassen hinweg durch eine Playstation möglichgemacht wird – daher auch der Name, Habanastation. Die beiden Schüler, die durch einen Zufall zusammengewürfelt werden, müssen einige Heldentaten bestehen, um am Ende mit einer Freundschaft – und einer funktionierenden Playstation – belohnt zu werden.

Der Film ist überwiegend von Kindern produziert, die von der compañía teatral infantil La Colmenita kommen, auch das macht ihn zu etwas Eigenem.

Die Meinung der Masse: Die Top 10 von IMDB

Nun, da es sich bei all diesen Filmen um meine persönlichen Favoriten handelt und ich weder alle wichtigen kubanischen Filme gesehen habe, noch meine Meinung für den Bauchnabel der Welt halte, will ich euch auch noch präsentieren, was die Masse der privaten Filmkritiker gut findet, deshalb hier die Liste der Top 10 der kubanischen Filme, wie sie auf IMDB gevotet wurden.
Ich habe in meine Auswahl nur in Kuba und mit kubanischer Beteiligung produzierte Filme einbezogen, also keine Filme über Kuba oder in anderen Ländern oder von Regisseuren aus anderen Ländern produzierte Filme, auch Dokumentation habe ich nicht berücksichtigt. Damit fällt also z.B. Buena Vista Social Club raus (Dokumentation) oder auch Sieben Tage in Havanna (keine kubanischen Regisseure).
Wenn ich Trailer oder Videos gefunden habe, habe ich sie verlinkt.

So, also hier ist sie: die Liste der Top 10 kubanischen Filme aus IMDB. Tata!!!

  1. Soy Cuba (Ich bin Cuba) von 1964 führ die Rangliste mit 8,0 Punkten an. Großartiger Propagandafilm, der tiefe Einblicke ins Leben der Kubaner in den Fünfzigern gibt. Man denkt unwillkürlich an Hemingway, der sagte, dass er ohne zwei Daiquiris intus nicht durch die Slums in die Innenstadt fahren konnte. https://www.youtube.com/watch?v=eOLVm_9UcRw
  2. Memorias del subdesarrollo (Erinnerung an die Unterentwicklung), 1968 und 7,8 Punkte, ist der erste Film der 4 Filme von Tomás Gutiérrez Alea, der es auf die Liste geschafft hat. Ein großartiger Film über die Nachwirkungen der Schweinebucht-Invasion, die einen bürgerlichen Schriftsteller auf der Insel zurücklassen, während alle seine Freunde und seine Frau nach Miami fliehen.
  3. La muerte de un burócrata (Tod eines Bürokraten) von 1966, ebenfalls 7,8 Punkte, habe ich oben ja schon beschrieben – damit sind die ersten drei Filme alle aus den 1960ern.
  4. Conducta (Conducta – Wir werden sein wie Che) von 2014 ist mit 7,6 Punkten der einzige Film aus den 2010ern mit einer Top-10-Bewertung. Ein herzergreifender Film über eine Lehrerin und einen problematischen Schüler, der aus schlechtem Elternhaus kommt.
  5. Fresa y Chocolate (Erdbeer und Schokolade), 1993, mein absoluter Lieblingsfilm (s.o.), und hat es mit 7,5 Punkten gerade noch in die Top 5 geschafft.
  6. La última cena (Das letzte Abendmahl) von 1976, hochprämiert und mit ebenfalls 7,5 Punkten knapp hinter Fresa y Chocolate, ist schließlich der vierte Film von Tomás Gutiérrez Alea auf der Liste, den ich selbst nicht gesehen habe. Ein religiöser Plantagenbesitzer versucht, 12 seiner Sklaven mit einer Nachstellung des Letzten Abendmahls vom Christentum zu überzeugen.
  7. El Benny, 1976, ist die dramatisierte Biografie von Benny Moré, nett gemacht– obwohl ich nicht erwartet hätte, ihn in den Top 10 zu sehen. Ich habe ihn mal in einem Screening der Venezuelanischen Botschaft gesehen und hatte einen netten Abend, wäre aber nicht jubelnd hinausgerannt und hätte auch keine 7,5 Punkte verteilt.
  8. Se Permuta (etwa: Ich ziehe um bzw. Ich suche eine neue Wohnung) ist der erste Film aus den 1980ern, der es mit 7,4 Punkten auf die Shortlist geschafft hat.
  9. Lucía von 1968 schafft es mit 7,3 Punkten auf den neunten Platz. Der Film erzählt von drei Frauen aus unterschiedlichen Zeitperioden, alle mit dem Namen Lucía: in der Zeit des cubanisch-spanischen Bürgerkriegs, in den 1930ern und in den 1960ern.
  10. Habana Blues (Havanna Blues) von 2005 schließlich ist die Nummer 10 der Liste. Etwas kitschig und wie bei vielen spanisch-cubanische Produktionen dieser Zeit geht es darum, die Insel zu verlassen, um das Glück in Spanien zu suchen. Allerdings: der Film ist ein Musikfilm und macht einen Rundflug über so ziemlich alle bekannten Bands dieser Zeit, allein das ist sehens- und hörenswert.

Außer der Reihe, da kein kubanischer Film, aber von mir trotzdem erwähnt, da er einen tiefen Einblick in die vorrevolutionäre kubanische Geschichte bietet, ist Our Man in Havana, unser Mann in Havanna von Graham Greene (1959), eine amüsante bis drastische Geschichte mit Alec Guinnes in der Hauptrolle – und weit spannender als „Der Alte Mann und das Meer“ ?

Und zu guter Letzt bedankte ich mich hiermit auch bei Katrin Hansing und Bert Hoffmann, die mich in ihrem Hauptseminar am LAI in einige der kubanischen Filme und die gesellschaftlichen Entwicklungen dahinter eingeführt haben.

So, und jetzt ihr: welches sind eure kubanischen Lieblingsfilme? Welche würdet ihr Kubaneulingen empfehlen, habt ihr irgendwelche Geheimtipps?
Ich bin neugierig auf euren Input,
Dietmar

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Kommentare anzeigen (4)

    • Wow, sehr dicht, muss ich mir unbedingt ansehen!
      Lieben Dank für die Empfehlung,
      Dietmar

  • Mir gefällt Habana Blues sehr gut.
    Zeigt er doch viele Facetten des Lebens junger Kubaner (Mann hängt Träumen nach, Sex mit der Produzentin inklusive, die Frau bestreitet das tägliche Leben).

    Ich bewege mich häufiger in der kubanischen Salsaszene und kann diesen Film nur bestätigen, wenngleich hier keine Musiker, sondern Salsatänzer versuchen mit europäischen Frauen von der Insel wegzukommen (egal, dass sie dann Frau und Kinder zurücklassen).

    • Hallo Andrea,
      der Film ist nicht in meinen Top5, aber gehört definitiv zu meinen Lieblingsfilmen, so oft, wie ich ihn gesehen habe. Und die Situation mit den Ausländern, die kenne ich auch nicht aus der Musikszene, aber aus den deutschen Sprachkursen in Havanna. Ist schon traurig, aber wer will schon da ein Urteil sprechen, wenn man aus Deutschland kommmt!
      Saludos, Dietmar

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