90 Prozent der Kubaner sind geimpft, gewisse Zuversicht auf der Insel
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kuba-Interessierte,
vor Kurzem habe ich ein Interview mit dem kubanischen Physiker und Science-Fiction-Autor Erick J. Mota gelesen, das er dem argentinischen Online-Magazin La Tinta geben hat. Auf die Frage, wie die Idee zu seinem Buch entstand, antwortete Mota mit einer Anekdote: „Es war im Jahr 2005, ein Wirbelsturm war gerade in der Nähe von Havanna vorbeigezogen, ein übliches Ereignis in einer karibischen Stadt. Wie immer, wenn uns ein Wirbelsturm heimsuchte, drang das Meer ein und überflutete die Viertel im Norden der Stadt, die dem Meer am nächsten liegen. Wir hatten noch keine sozialen Netzwerke, aber per E-Mail erreichten uns Fotos von den mit Wasser gefüllten Straßen und den Menschen, die sich in Booten fortbewegten oder schwammen, nicht um ihr Leben zu retten, sondern um Freunde zu besuchen, die in dem überfluteten Gebiet lebten. So wie es in meiner Stadt immer war, wenn ein Wirbelsturm kam: das Außergewöhnliche wurde nicht als Katastrophe, sondern als etwas Natürliches angesehen.“
Eine schöne Konklusion, die mich an den gelassen-pragmatischen Umgang hier auf der Insel mit der Corona-Pandemie denken ließ. Im Gegensatz zur zunehmend hysterischen gesellschaftlichen Debatte in Europa um Coronamaßnahmen und die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht, ist COVID-19 in diesem Teil der Welt eben „nur“ eine Katastrophe unter vielen. Klar gibt es auch hier Impfskeptiker und Verschwörungstheoretiker, aber sie sind keine große Gruppe. Rund 90 Prozent der kubanischen Bevölkerung sind mittlerweile vollständig geimpft, der Omicronwelle scheinen die Behörden nicht zuletzt deshalb mit einer gewissen Zuversicht entgegenzublicken. Bis auf die Maskenpflicht im öffentlichen Raum fühlt sich das Leben auf Kuba wie vor der Pandemie an (– das schließt die katastrophale Versorgungslage ein). Nirgends gibt es 3G-, 2G- oder 2G+-Zugangsbeschränkungen; die gesellschaftliche Polarisierung verläuft hier entlang anderer Linien…
Während wir also mit dem Coronavirus und seinen Varianten zu leben lernen, geht es in diesem Kuba-Brief u.a. um das kubanische Gesundheitssystem in der Pandemie und die erfolgreiche Impfstoffentwicklung, für die die Zentralamerikanische Bank für Wirtschaftsintegration (CABEI) Kuba ein Millionendarlehen gewährt, während Mexiko dem kubanischen Vakzin Abdala die Notfallzulassung erteilt.
Viel Spaß beim Lesen. Ich hoffe, Sie finden wieder einige für Sie interessante Informationen! Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund! Wie immer freue ich mich über Rückmeldungen, Anregungen und Kritik.
Andreas Knobloch
Und hier können Sie den Kuba-Brief abonnieren, um immer auf dem Laufenden zu bleiben!
Den Rest des Kuba-Briefs finden Sie hier: Weiterlesen!
Unter anderem mit folgenden Themen:
1. „Kuba könnte sich der Welt mit dieser Leistung noch besser verkaufen“, sagt Manuel Vanegas Ayala von MediCuba Suisse.
2. Kubas Covid-19-Impfprogramm erhält frisches Geld. Die Zentralamerikanische Bank für Wirtschaftsintegration (CABEI) gewährt Kuba ein Darlehen.
3. Kuba schließt sich Chinas Handelsprojekt der Neuen Seidenstraße an.
4. Kubas Regierung zeigt sich unzufrieden mit der Anziehung ausländischer Direktinvestitionen.
Was Sie auch interessieren könnte:
- Seit dem 5. Januar sind für Kubareisende neue Einreisebestimmungen in Kraft.
- Bis 2030 sollen mehr als sechs Millionen Besucher jährlich auf die Insel kommen.
- Neue Kreuzfahrtschiffroute soll kommen.
- Ende Dezember erteilte die mexikanische Zulassungsbehörde Cofepris dem kubanischen Vakzin Abdala eine Notfallzulassung.
- Knapp 200 Millionen US-Dollar aus Saudi-Arabien zur Unterstützung von Gesundheits-, Wasser- und Infrastrukturprojekten auf Kuba.
- Japan spendet 84 Busse für Kuba.
- Die Ministerien für Finanzen und Preise (MFP) und für Außenhandel und Auslandsinvestitionen (MINCEX) haben Mitte Januar eine Entschließung zur Festlegung von Einfuhrzöllen für alle Arten von Produkten erlassen.
- Das Ministerium für Außenhandel und Auslandsinvestitionen (MINCEX) hat das Verzeichnis der zur Durchführung von Außenhandelsgeschäften für den nichtstaatlichen Sektor zugelassenen Einrichtungen aktualisiert.
- Kubas Post greift für die Paketzustellung auf den Privatsektor zurück.
- Gesetzesentwurf zum neuen Familiengesetzbuch (Código de las Familias) verabschiedet.
Kommentare anzeigen (1)
Na ein Glück, dass das Schicksal kubanischer Gefangener und Dissidenten keinen Raum erhält. So kann der geneigte Leser entspannt in den Urlaub fahren und den Eindruck haben, es geht aufwärts, ohne sich mit Menschenrechten und der totalitären Diktatur befassen zu müssen.
Solch eine Berichterstattung stärkt nur das Regime und halt die Sicht auf Kuba hier in Deutschland nur weiterhin in Schieflage.