Kuba-Brief Nr. 37: Immer noch oder schon wieder? Treibstoff-Krise in Kuba

Die aktuellen Kuba-News direkt aus Havanna von Andreas Knobloch

Themen heute: Kilometerlange Schlangen vor den Tankstellen – schon wieder // Neue Regierung mit vielen alten Gesichtern und großen Herausforderungen // MLC-Karten in kleineren Denominationen.

Von Andreas Knobloch, Havanna.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kuba-Interessierte,

der Krisenmodus ist zum Dauerzustand hier auf der Insel geworden. Nach monatelangen Stromausfällen aufgrund des katastrophalen Zustands zahlreicher Kraftwerke lähmt seit einigen Wochen eine neue Krise bei der Treibstoffversorgung den öffentlichen und privaten Verkehr auf der Insel und führt zu kilometerlangen Warteschlangen an den Tankstellen. Auto- und Taxifahrer schlafen zum Teil in ihren Fahrzeugen, während sie auf einen Tankwagen warten, von dem niemand weiß, ob und wann er eintreffen wird.

Schuld sind die Lieferanten. Zumindest laut Regierung. Länder, mit denen Kuba Vereinbarungen über die Lieferung von Benzin hat, befänden sich ebenfalls in einer komplizierten Energiesituation und waren deshalb nicht in der Lage, ihre Lieferverpflichtungen zu erfüllen, erklärte Präsident Miguel Díaz-Canel kürzlich. Das führe dazu, dass von den 500 bis 600 Tonnen Treibstoff, die Kuba täglich verbrauche, im Moment weniger als 400 Tonnen für alle Aktivitäten im Land zur Verfügung stünden. Er stellte klar, dass die derzeitige Situation nichts mit der Ineffizienz des Landes oder den Problemen der Wärmekraftwerke oder Raffinerien zu tun hat, sondern vielmehr mit den ebenfalls sehr objektiven Gründen, die die Länder haben, die Kuba mit Benzin versorgen. Gemeint sind wohl Venezuela, Russland und andere.

Zu allem Überfluss habe ein mit Diesel beladenes Schiff in Santiago de Cuba eine Panne gehabt und deshalb nicht rechtzeitig entladen werden können, was wiederum zu einer Verzögerung bei der Verteilung an andere Häfen der Insel führte. Das kann man glauben oder nicht. Die Situation jedenfalls ist wie sie ist: Verwaiste Straßen, enorme Warteschlangen an den Tankstellen und viel Frust. Man hat es alles schon mal gesehen. Und auch die Erklärungen klingen immer ähnlich.

Die Schwierigkeiten der Lieferanten würden durch die Auswirkungen der US-Blockade gegen Kuba noch verschärft, wiederholte Energieminister Vicente de la O Levy ein Mantra der Regierung. Die Blockade mache es schwierig, Tanker für den Transport von Treibstoff und Finanzierungen zu erhalten. Sicherlich auch richtig. Aber eine mögliche Lösung enthält dieser Hinweis auch nicht.

Derzeit wird der verfügbare Treibstoff in reduzierten Mengen verteilt, mit anderen Worten rationiert, um ein gewisses Maß an Versorgung zu gewährleisten und nicht zu einer Nullverteilung zu kommen. Eine solche schloss der Minister aus. Immerhin. Er kündigte an, dass diese Rationierung in den verbleibenden Tagen des Aprils und in den ersten Tagen des Mai fortgesetzt werden wird. Dank der Verhandlungen und der allmählichen Reaktivierung der Importe werde sich die Situation tendenziell verbessern, sagte er. Man möchte ihm glauben.

Viele hoffen, dass die Behörden wie bei anderen Gelegenheiten auch irgendwo einen Öltanker „auftreiben“ werden und dass auch diese neue Krise vorübergehen wird.

Ein neuer Präsident des Landes und eine neue Regierung wurden in diesen Tagen auch gewählt. Angesichts der Lage weiß man nicht, ob man ihnen zu ihren Posten gratulieren soll.

Ihnen in jedem Fall viel Vergnügen mit der Lektüre des Kuba-Briefes! Er geht nicht ganz so düster weiter – versprochen. Ich hoffe, Sie finden wieder etwas für Sie Interessantes. Wie immer freue ich mich über Rückmeldungen, Anregungen und Kritik. Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund!

Andreas Knobloch, Havanna

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Unter anderem mit folgenden Themen:

1. Kubas neue Regierung besteht aus vielen alten Gesichtern. Geblieben sind nicht nur die meisten Minister, sondern auch die Probleme, die der neue und alte Präsident Miguel Díaz-Canel anpacken muss.

2. Richtungsweisendes Urteil im Prozess um kubanische Altschulden. Ein Londoner Gericht hält die von einem Private-Equity-Fonds erworbenen Schuldtitel in Millionenhöhe , die bis in die 1980er Jahre zurückreichen, zwar für legitim, die Republik Kuba selbst aber nicht für haftbar. Im Anschluss werteten beide Seiten den Richterspruch als Erfolg.

3. Neuerungen bei MLC-Prepaid-Karten für Touristen. Kuba wird die Anfangssalden seiner Prepaid-Karten in frei konvertierbarer Währung (MLC) für Touristen erweitern. Bisher konnten die 2021 eingeführten Karten mit einem Startguthaben von 200, 500 und 1.000 MLC erworben werden.

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