Wie sich Kuba fit macht für einen Hurrikan
In Kuba gibt es ein gut entwickeltes Notfallsystem, das die Bevölkerung in drei Stufen auf einen Hurrikan vorbereitet. So werden Bäume gesichert, öffentliche WLAN-Boxen wird demontiert, selbst Delfine aus Delfinshows werden evakuiert. Und natürlich die Bewohner, sowie alle Touristen in Risikoregionen.
Die große Disziplin in der Umsetzung der Maßnahmen führt regelmäßig dazu, dass der Personenschaden eines Hurrikans in Kuba äußerst gering ist im Vergleich zu anderen Ländern. Leider lässt sich der Schaden an Gebäuden und Infrastruktur nicht wirklich verringern, aber was getan werden kann, wird getan.
Außerdem gibt es permanent Informationen im Fernsehen über den Stand des Hurrikans, das hat fast schon obsessive Tendenzen, wie sie auch Leonardo Padura im Havanna-Quartett beschreibt.
Wann ist Hurrikansaison?
Die Hurrikansaison ist offiziell vom 1. Juni bis zum 30. November, d.h. eigentlich die Hälfte des Jahres, die Monate August bis Oktober sind die mit der höchsten Hurrikan-Wahrscheinlichkeit. Das heißt dann auf der anderen Seite auch: ganz selten gibt es dann Probleme mit einem Hurrikan, so dass ihr umbuchen müsst. Ich war mindestens 10 Mal in der Hurrikanzeit in Kuba (genau dann ist unsere Sommerschule) und ein einziges Mal, nämlich bei Irma 2017, war es problematisch, aber im Endeffekt ging alles immer gut. Nur in den Restaurants gab es etwas weniger, z.B. keine Eier – die Hühner waren alle evakuiert oder tot.
Die Wahrscheinlichkeit, wirklich mit einem Hurrikan Probleme zu bekommen, ist also gering. Die Wahrscheinlichkeit von einem Fluglotsenstreik betroffen zu werden, liegt da deutlich höher 😉
Hurrikane sollten also keinen Einfluss auf eure Reiseplanungen haben, eher das Wetter im Allgemeinen und die Sonnenscheindauer.
Nichtsdestotrotz: in 22 Jahren sind immerhin 26 Hurrikane über Kuba gefegt, nur in 5 Jahren hatten die Insulaner Ruhe: 1997, 2009, 2013, 2014, 2015. 21 der 26 Hurrikane sind übrigens im August bis Oktober über die Insel gezogen, sodass ihr, wenn ihr vorsichtig seid, diese Monate meiden solltet. Und überhaupt: ab November wird es in Kuba sowieso erst richtig gemütlich, da die glühend heißen Temperaturen mit hoher Luftfeuchtigkeit endlich vorüber sind 😉
Was, wenn während eures Urlaubs ein Hurrikan droht?
Reiserücktritt rechtlich möglich!
Ein Hurrikan berechtigt euch grundsätzlich, von eurer Reise zurückzutreten oder umzubuchen. Wie oben erwähnt, bieten das die meisten Reiseveranstalter von sich aus an. Selbst wenn sie das nicht tun, könnt ihr die Reise ohne Konsequenzen stornieren. Wie der BGH 2011 entschieden hat, ist ein Hurrikan rechtlich gesehen ein Fall von unvorhergesehener, höherer Gewalt und damit kann der Vertrag rückabgewickelt werden.
Wichtig ist zu wissen: die Gefahr muss im Verzug sein, d.h. ihr könnt nicht ein halbes Jahr vorher die Reise canceln und wenn der Hurrikan schon durchgefegt ist und die Aufräumarbeiten abgeschlossen sind, kann die Reise auch nicht mehr außer der Reihe storniert werden.
Wie die Situation in Hinblick auf den Nichtantritt der Reise ist, könnt ihr lokalen Medien entnehmen oder auch den Reisewarnungen des Auswärtigen Amts.
Details zu den Hintergründen und Vorgehensweisen findet ihr bei der Verbraucherzentrale. Dort steht auch, dass eine Reiserücktrittsversicherung im Falle eines Hurrikans nicht zahlt!
Warum es in Kuba immer wieder zu Hurrikanen kommt
Hier gibt es ein gutes Erklärvideo des ZDF, das euch schnell erklärt, wie Hurrikane entstehen und warum es dann immer wieder Kuba trifft (Video mit Untertiteln):
Bedeutung und Herkunft des Wortes Hurrikan
Der Name kommt aus dem Taino, d.h. von der indigenen Bevölkerung Kubas und ist schriftlich belegt aus dem 16. Jahrhundert in “De Orbe Novo” von Petrus von Anghiera als “furacan”. Eine Erklärung wäre, dass sich das Wort auf Hun-r-akan bezieht, einem für schwere Stürme verantwortlichen Maya-Gott. Allerdings waren die kulturellen Beziehungen und Ähnlichkeiten der Taino und der Maya nicht sehr ausgeprägt, was einen gewissen Zweifel an der Theorie säht.
Zyklon, Taifun, Hurrikan
Dies sind alles drei Begriffe für dasselbe Phänomen. Wer also einen Taifun erlebt hat, der weiß auch, wie sich ein Hurrikan anfühlt. Hurrikan kommt übrigens aus dem Taino und eine Theorie besagt, dass der Begriff vom Maya-Gott Hun-r-akan kommt, der für schwere Stürme verwandt ist.
Zwar dasselbe Phänomen, aber in der geografischen Anwendung verschieden:
- Hurrikan wird der Sturm nur in Amerika genannt
- Zyklone treten im Indischen Ozean oder südlichen Pazifik auf
- Taifun nennt man Stürme, die Ost- und Südostasien oder den nordwestlichen Teil des Pazifiks verwüsten
- Dann gibt es noch den künstlichen Begriff Medican, der für solche Stürme im Mittelmeer gewählt wurde.
Irma, der letzte große Hurrikan
Der Hurrikan Irma schwankte zwischen den Stärken 4 und 5 (die höchste Stufe beträgt 5), verlor über Kuba zum Glück etwas an Stärke und traf den Westen der Insel nur noch mit einer Stärke von 3. Das ist nicht untypisch, über Land verliert ein Hurrikan oft an Kraft.
Infos über Ian, den aktuellen 2022er Hurrikan
Ian hat die Insel zum Glück nicht ganz so doll erwischt, trotzdem gibt es massive Schäden und Stromausfälle auf der ganzen Insel – und das zusätzlich zu den regulären Blackouts.
Details über Ian findet ihr z.B. bei der Süddeutschen Zeitung.
Kubas Ostküste
Hurrikan Irma startete wie die anderen Hurrikane, die Irma nachfolgen, an der Westküste Afrikas. Durch das kontinuierlich warme Wasser – über 26 Grad von Afrika bis Florida – existierten ideale Bedingungen für die Entstehung von Hurrikanen, verdampfendes Wasser kondensierte in der Atmosphäre und erzeugte die hurrikantypischen Wetterbedingungen und die für Hurrikane Voraussetzung sind.
Von Afrika kommend, verheerte Irma vor allem die Ostküste, auch diesmal kam der Sturm mit einer Stärke von 5 an der Ostküste an und hat große Zerstörung verbreitet. Er war übrigens der erste Hurrikan seit 1932, dessen Auge Kuba berührte und auch einer der größten, jemals gemessenen Hurrikane. Der erste Hurrikan, der mit dem Auge Kuba berührte, traf nicht im Osten auf, sondern im Westen. Es war der sogenannte Kuba-Hurrikan, der erste der Stärke 5, von 1924.
Irma zog an der gesamten Nordküste Kubas lang – wenn wir betrachten, wie schmal die Insel ist, dann heißt „der Norden“: sehr viele Menschen waren betroffen.
Nun auch Tornados
2019 ist nun auch ein Tornado mitten durch Havanna gejagt, meines Wissens nach der erste Tornado in Havanna, wenn nicht gar Kuba. Auch in Deutschland kommt es ja inzwischen zu diesem Wetterphänomen, der Klimawandel lässt grüßen. Allerdings war der Tornado bei weitem nicht so schlimm wie ein Hurrikan, nichtsdestotrotz: Kuba hat schon Pech mit der Entwicklung des Weltklimas.
Aktuelle Infos über Hurrikane in der Region
Saludos und alles Gute,
Euer Dietmar
PS: Ich bin kein Hurrikan-Experte und will allen hier nur einen allgemeinen Überblick geben, da ich es wichtig finde. Das heißt: wenn ihr Fehler in dem Artikel findet, schreibt oder kommentiert – ich arbeite die Änderungen dann ein.
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