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Letztes Update: 29. August 2024

Leonardo Paduras Kommissar Mario Conde ermittelt in Cubas Spezialperiode

Wir sind – also zumindest – aktuell leider immer noch in Deutschland und alles, was uns bleibt, ist über Kuba, unsere wunderschöne Insel, zu lesen. Mehrere Leserinnen und Leser haben mich in letzter Zeit auf gute Bücher über Kuba hingewiesen und auch angefragt, ob ich nicht mal einige vorstellen könnte. Nun fangen wir an mit den wohl bekanntesten, dem „Havanna Quartett“ von Leonardo Padura. Und da es auch Anfragen für Filmrezensionen gibt: ja, das „Havanna Quartett“ ist auch hervorragend verfilmt worden 😉

Worum geht es im „Havanna Quartett“: Mario Conde, Detektiv, gescheiterter Schriftsteller, großer Nachdenker, ermittelt in kniffligen Fällen in Havanna, und meist geht es um die Verfehlungen der da oben: Korruption, Drogen, Mord, Hass.

 

Kriminalromane im Stile eines Hammett oder Chandler auf Cuba

Die Romane erinnern ein bisschen an die so sensationell mit Humphrey Bogart verfilmten Klassiker des Film Noir von Dashiel Hammett oder Raymond Chandler, besitzen aber gleich in zweifacher Weise noch tiefere Ebenen: so gibt es natürlich nicht nur ein flüchtiges Abbild der Gesellschaft im Hintergrund, in der sich der Detektiv bewegt, sondern das sozialistische Kuba, überwiegend der Spezialperiode, spielt immer auch eine Hauptrolle. Daneben nimmt Padura auf die tieferen intellektuellen und menschlichen Ebenen mit, z.B. wenn er Mario Conde die Rolle eines Transvestiten aus psychologischer und gesellschaftlicher Perspektive ergründen lässt. Er geht damit weiter als die Klassiker des Genres.

Mario Conde, Teniente der Kriminalpolizei Havanna

Die Romane folgen Mario Conde, einem von seinen vielfältigen Geistern verfolgten Detektiv und seiner Gruppe von Freunden, die zusammen in La Vibora, Havanna, aufgewachsen sind. Mario ist eigentlich zu intellektuell für den Polizeiberuf und träumt davon Autor zu werden. Im Lauf der Zeit, nachvollzogen von Roman zu Roman, nabelt er sich dann auch weiter ab von seinem Beruf als Teniente – Kommissar – bei der Polizei Havannas. Seine Suche nach Wahrheit verfolgt ihn aber durch alle Romane, den Dingen auf den Grund gehen und auch die Täter der gerechten Strafe zuführen, das sind seine Triebkräfte. Rum, Leidenschaft und die Sinnlosigkeit der „verborgenen Generation“ ziehen sich durch alle Romane.

Ermitteln muss Mario Conde meist sehr vorsichtig gegen Größen der Gesellschaft, deren Kinder getötet wurden, deren Leichen kastriert auftauchen oder die Geld beiseite geschafft haben könnten.

Die Bücher mit Mario Conde in der Reihenfolge des Erscheinens

Das Havanna Quartett („Las cuatro estaciones”)

  • Ein perfektes Leben („Pasado Perfecto“), 1991, Winter: Mario Conde untersucht das Verschwinden eines hohen Tiers, dessen blütenweiße Weste wohl doch nicht so weiß ist. Das bringt ihn auch wieder mit Tamara, seiner Jugendliebe und Frau des Verschwundenen in Kontakt.
  • Handel der Gefühle („Vientos de Cuaresma“), 1994, Frühling: Eine junge, schöne Lehrerin seiner ehemaligen Schule ist ermordet worden, es werden Spuren von Marihuana in der Wohnung gefunden. Handelt es sich um ein Drogendelikt oder steckt noch mehr dahinter?
  • Labyrinth der Masken („Mascaras“), 1997, Sommer: ein ermordeter Transvestit wird gefunden, ein Verbrechen aus Homophobie? Doch warum hat er sich nicht gewehrt, als er ermordet wurde?
  • Das Meer der Illusionen („Paisaje de otoño“), 1998, Herbst: ein hoher Funktionär, der sich vor 11 Jahren aus Cuba abgesetzt hatte, kehrt auf die Insel zurück und wird kurz danach ermordet aufgefunden. Ging es um Geld, um Rache, um seine Frau?

Weitere Bücher mit Mario Conde

Nach den vier Büchern des Quartetts konnte Leonardo Padura seinen Mario Conde nicht ruhen lassen und ließ ihn in einigen weiteren Fällen weiterermitteln:

  • Adios Hemingway („Adiós Hemingway“), 2001: Mario Conde wird inoffiziell reaktiviert, um ohne Wirbel einen Mord in Hemingways Finca Vigia aufzuklären – der allerdings zu Zeiten Hemingways geschah! Adios Hemingway ist gleichzeitig ein Roman und eine Biografie Hemingways.
  • Der Nebel von Gestern („La neblina del ayer“), 2005: durch Zufall begibt sich Conde auf die 300-jährigen Spuren des Boleros, als ihn ein Artikel über die Sängerin Violeta del Rio in die Hände fällt, die erst ihre Karriere beendete und kurz darauf eines gewaltsamen Todes starb.
  • Der Schwanz der Schlange („La cola de la serpiente“), 2011: im Barrio Chino ist ein Mord geschehen, bei dem es sich um einen Ritualmord handeln könnte. Mario Conde will dem nun auf den Grund gehen und bringt uns dabei die chinesische Vergangenheit Kubas näher.
  • Ketzer („Herejes“), 2013: Die MS St. Louis darf 1939 mit 937 Juden an Bord nicht in Havanna anlegen und verdammt die Insassen damit zur Weiterfahrt, teilweise in den Tod. Doch was hat es dann mit dem Rembrandt auf sich, der an Bord war und den es nach Cuba verschlagen haben könnte? Padura ergründet die Tragödie der MS St. Louis, bringt uns aber auch ins mittelalterliche Europa.
  • Die Durchlässigkeit der Zeit („La transparencia del tiempo), 2018: Conde begibt sich für seinen Freund Bobby auf die Suche nach der Schwarzen Maria, die es im Verlauf der Zeit aus den Pyrenäen nach Cuba verschlagen hat. Seine Suche führt ihn diesmal in die Slums an den Rändern Havannas.
  • Ein weiteres Buch ist in Vorbereitung, es wird in Zeiten der Pandemie spielen.

Generell kann man sagen, dass Mario Conte mit jedem Buch altert und immer 2-3 Jahre jünger ist als Leonardo Padura.

Über Leonardo Padura

Leonardo Padura, eigentlich Leonardo de la Caridad Padura Fuentes, wurde 1955 in Havanna geboren und studierte Literaturwissenschaft. Das Wissen um die Literatur kommt vor allem bei „Adios Hemingway“ zum Zug, aber natürlich auch in diversen Exkursen, die Mario Conde über Literatur und Schriftsteller hält.

Die Mario Conde-Reihe ist sein größter Erfolg, obwohl er auch einige andere Bücher und Essays geschrieben hat. Mit der Mario Conde-Preise hat er viele nationale und internationale Preise gewonnen.

Mario Conde selbst hat gewisse Parallelen zu ihm selbst, obwohl er ein Jahr älter ist – die Bücher folgen also der Zeit, in der sie geschrieben sind und nehmen die aktuellen Entwicklungen auf. Gespannt dürfen wir auf den kommenden Roman sein, der die Erfahrungen der Pandemie mitverarbeitet.

Und natürlich sind alle Bücher Paduras auf Cuba bezogen, denn ohne Cuba würden sie nicht funktionieren: der tägliche Kampf, Rum und Zigarren, der reale Sozialismus, Korruption und Leidenschaft sind immer auch die Zutaten, die die Romane aus der Masse herausheben. 

Die 4 Filme zu den Romanen

Wer von euch nun sagt, Lesen ist so zwanzigstes Jahrhundert, die kann ich beruhigen. Denn es gibt „Das Havanna Quartett“ auch als vierteilige Filmserie. Ich selbst bin natürlich – das Alter zeigt sich – eher ein Fan der Bücher, aber die Serie transportiert auf jeden Fall dieses unbestimmte Cuba-Gefühl von Sehnsucht, Verlust und Hitze, diese typisch kubanische Melancholie in wunderschönen Bildern.

Hauptdarsteller Jorge Perugorría, den wir z.B. auch aus „Erdbeer und Schokolade“ kennen, er übernimmt die Rolle des Mario Conde und spielt ihn meisterlich. Ich selbst hatte allerdings ein völlig anderes Bild von Mario Conde im Kopf, so dass ich mich erst an seine Darstellung gewöhnen musste.

Die vier Filme folgen den Romanen, wurden allerdings von Leonardo Padura selbst an das Filmformat angepasst, entsprechen also durchaus seiner Vorstellung, wie sie zu sein haben. Zeitlich sind die Filme unbestimmt, wie ja Cuba insgesamt aus der Zeit gefallen ist. Nur das Fehlen von Handys und Regueton zeigt uns, dass der Zeitrahmen wohl der gleiche ist wie der in den Büchern.

Wer sowohl liest als auch die Filme sehen will, dem empfehle ich, mit den Büchern zu starten, wie das ja oft so ist. Und wer nicht des (kubanischen) Spanischen mächtig ist, der empfehle ich, die Filme im Original mit Untertiteln zu sehen.

ARD Interview in „Druckfrisch” zu „Die Undurchlässigkeit der Zeit“:

Wenn ihr Leonardo Padura auch noch im Interview sehen möchte, der findet in der Sendung Druckfrisch der ARD ein Interview mit ihm:

Hörbücher und Hörspiele auf Spotify

Auch als Hörbücher und Hörspiele gibt es seine Bücher. Auf Spotify findet ihr das alle 4 Teile, die WDR hat alle 4 Romane des Quartetts als richtig gute Hörspiele umgesetzt.

Neuerdings gibt es auch die ungekürzten Bücher als Hörbuch auf Spotify und sie sind auch gut hörbar – mit einem Manko, das mich schier in den Wahnsinn treibt: warum hat sich der Sprecher nicht mal mit Spanisch beschäftigt? Er verhonepiepelt so ziemlich jeden Namen und jeden Ort. Ist echt nicht schwer heutzutage, sich über die richtige Aussprache zu informieren. Man gewöhnt sich dran, aber ehrlich gesagt: wenn ihr Spotify habt, könnt ihr rein hören. Kaufen solltet ihr die Hörbücher aber nicht, das sind sie nicht wert.

Wo gibt es die Bücher

Wollt ihr mehr von Leonardo Padura lesen oder hören, findet ihr im Internet sicher einiges, ein guter Start ist das Instituto Cervantes. Dort kann man mit einem preiswerten Mitgliedsausweis Unmengen an spanischsprachigen Hörbüchern abrufen, auch die von Leonardo Padura.

Und für die Deutschsprachigen: vergesst nicht eure lokalen Büchereien, auch die haben Padura-Bücher, inzwischen sogar elektronisch, als Hörbuch und eBook!

Wer Padura auch in Englisch lesen kann: ein guter Start ist Archive.org. Dort findet ihr Unmengen an Padura-Büchern zum Lesen und Downloaden.

Sonst könnt ihr auch einen Blick auf meine Lieblings-Buch-Seite Booklooker werfen, unglaublich viele günstige gebrauchte Bücher, hier die Suche nach Leonardo Padura, schon nach Preis sortiert: alle Bücher!

Fazit: Das Havanna Quartett, sowas von lesenswert

Wenn ihr genau wie ich in Sehnsucht nach Cuba schwelgt, dann geht los und holt euch die Bücher über Mario Conde, sie werden euch so bald nicht wieder loslassen. Beim Recherchieren ist mir auch aufgefallen, dass mir zwei Bücher der Serie durch die Lappen gegangen sind – die anderen habe ich mehrmals gelesen und gehört – auf jeden Fall weiß ich jetzt, was ich die nächsten Tage machen werden: Binge Reading 😉

Habt ihr denn auch Leseempfehlungen für unsere kubanische Sehnsucht? Dann immer her damit, idealerweise mit einer kleinen Rezension, die ich hier abdrucken kann – immer her mit euren Buchideen!!!

Saludos aus dem grauen Berlin,
Euer Dietmar

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