Letztes Update: 2. Februar 2025
Staat und Treibstoffkrise haben zu einer Verdrängung der Oldtimer geführt.
Es gibt sie noch, die Oldtimer, die, in rot, blau oder grün den Malecón herunterfahren und laut mit Touristen beladen sind. In Trauben sammeln sie sich vor den großen Hotels. Aber darüber hinaus? Fehlanzeige!
Wer heute nach Kuba fliegt, kann sie also noch sehen. Aber aus dem Alltag sind die geliebten Oldtimer eigentlich verschwunden. Das eine oder andere alte Auto fährt schon noch über die Straßen – mehr jedenfalls als bei uns – aber meist sind es heutzutage Ladas, chinesische Autos oder elektrische Mini-Autos, auch aus asiatischer Produktion.
Noch vor 5 Jahren war das anders: da waren die Oldtimer Sammeltaxis und machten nach meinem Gefühl 20 Prozent aller Autos auf den Straßen aus, obwohl immer mehr chinesische und europäische Autos nach Kuba importiert wurden.
Nun also: es sieht aus wie überall auch, aber nur fast… denn es gibt Unsummen von alten Ladas auf den Straßen 😉
Warum sind die Oldtimer von den Straßen verschwunden?
Es gibt mehrere Erklärungsansätze, warum die Oldtimer nicht mehr zu sehen sind – existieren werden sie schon noch, nur halt sicher abgestellt in Garagen und Unterständen.
Routentaxis fast verschwunden
Einerseits haben die langen Konflikte des Staats mit den Fahrern der Routentaxis um den Preis der Touren die Fahrten für die Besitzer immer unrentabler gemacht. Die Einführung der russischen Routenkleinbusse hat die Konkurrenz verstärkt. Dies mag für viele der Moment gewesen sein, sich aus dem Business zurückzuziehen
Hohe Treibstoffpreise
Die permanente Treibstoffkrise (was auch immer die Oldtimer geschluckt haben, von Diesel über Benzin bis zu Gas und Schweröl) hat den Betrieb der Oldtimer zusätzlich unrentabel gemacht. Es wurde, erstens, immer schwerer, Treibstoff zu beschaffen, zweitens wurde der Treibstoff immer teurer und ich denke, drittens, dass die Kontrollen härter wurden.
Was auch immer der Grund war – vielleicht war es auch eine Kombination – hat nun dazu geführt, dass sich das Straßenbild massiv verändert hat und die als Routentaxis von den Straßen verschwunden sind.
Der Lada ist der neue Oldtimer
Technisch gesehen ist der klassische Lada natürlich auch ein Oldtimer, nur eben nicht der Straßenkreuzer, den wir in Kuba erwarten. Der Lada hat auf jeden Fall einige Vorteile gegenüber dem Straßenkreuzer: er ist klein, leicht und schluckt wenig. Und stabil und leicht zu reparieren ist er auch noch.
La Nave – das kubanische Uber
War die geringe Größe des Ladas bei der Bedienung von Routen noch ein Problem – weniger Passagiere bedeuteten weniger Einnahmen – gibt es heutzutage interessante Alternativen. Mit „La Nave“, dem kubanischen Uber, sind die Ladas in das klassische Taxigeschäft eingedrungen: nun ist der Preis pro Fahrt fix und es geht nicht mehr darum, möglichst viele Leute auf einer Route mitzunehmen.
Eine kleine Anmerkung: es gibt auch viele andere Autotypen, die als Nave-Fahrer durch die Gegend fahren, vom Moskwitsch bis zum klimatisierten Neuwagen. Bei meinen Touren hatte ich allerdings in 50 Prozent der Fälle einen Lada.
Auch klassische Oldtimer hatte ich schon mit La Nava – bezeichnenderweise war das aber ein 4-Sitzer, der auf der Routenstrecke im Nachteil gewesen wäre.
Bei einer Nave-Tour liegt der Vorteil eines Kleinwagens allerdings auf der Hand: der Preis ist fix, d.h. je geringer die Treibstoffkosten, desto mehr Gewinn bleibt beim Fahrer hängen.
Ein Grund weniger, nach Kuba zu fahren?
Nun würde ich nicht sagen, die kubanische Regierung hätte den Verkehr nicht neu regulieren sollen – Kuba ist schließlich ein Land mit echten Menschen und kein Disneyland. Und um die echten Menschen und deren Bedürfnisse dreht sich nun mal die Politik – aber der Tourismus ist/war lange Zeit die Haupteinnahmequelle für Kuba. Mit dem Wegfall der klassischen Oldtimer auf den Straßen hat der Staat wieder einen Grund für eine Reise nach Kuba eliminiert.
Eine sinnvolle Lösung gibt es natürlich nicht, um wieder mehr Oldtimer in den Straßen fahren zu lassen. Und vielleicht kommen die Oldtimer ja auch wieder aus ihren Garagen, sollte der Staat irgendwann mal die Treibstoffkrise lösen – das wird aber wohl noch eine Weile dauern. Bis dahin heißt es dann: Willkommen im Lada-Paradis Kuba!
Was sind eure Erfahrungen, stört euch, dass es weniger klassische Oldtimer in Kuba gibt?
Saludos,
Euer Dietmar
PS: Vor langer Zeit habe ich mal eine armenische Doku über Kuba gesehen und die waren ganz scharf auf die Ladas und nicht auf die 50er Oldtimer – halt eine ganz andere Perspektive ehemalige Sowjetrepublik!