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Letztes Update: 26. August 2022

Der Kuba-Brief Nr. 20: die Corona-Situation gerät außer Kontrolle, kaum neuen Demonstrationen wegen der katastrophalen Versorgungslage

Von Andreas Knobloch, Havanna

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kuba-Interessierte,

auch anderthalb Jahre nach Pandemiebeginn bleibt COVID-19 das bestimmende Thema. Kuba ist das Land mit der derzeit höchsten Inzidenz in den Amerikas und gehört weltweit zu den Top Fünf. Die 7-Tage-Inzidenz auf der Insel hat sich in den vergangen zwei Monaten verachtfacht. Anfang August betrug sie mit knapp 560 pro 100.000 Einwohner:innen das Zehnfache des weltweiten Durchschnitts. Zuletzt gab es konstant mehr als 8.000-9.000 Fälle pro Tag, sowie täglich mehrere Dutzend Todesfälle. Einer von fünf Coronatests ist positiv – das ist das Vierfache des WHO-Richtwerts von fünf Prozent. Die tatsächlichen Fallzahlen könnten also noch um Einiges höher liegen, wenn man die eventuell nicht diagnostizierten Fälle berücksichtigt.

Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel räumte am Donnerstag ein, dass das Gesundheitssystem der Insel durch die Zunahme der COVID-19-Fälle überfordert ist. „Die derzeitige Situation der Epidemie übersteigt die Kapazitäten des Gesundheitssystems und belastet die Arbeit des gesamten Personals“, wird der Präsident auf einer Sitzung der temporären Corona-Arbeitsgruppe vom staatlichen Onlineportal Cubadebate zitiert.

Unterdessen führt Kuba Hunderte von im Ausland arbeitenden Ärzten zurück und baut Hotels zu Isolierzentren und Krankenhäusern um, um die Gesundheitskrise infolge der Pandemie zu bekämpfen.

Aber es gibt auch Anlass zu Zuversicht. Demnach deuten laut den kubanischen Behörden erste Daten darauf hin, dass die kubanischen Impfstoffe vor der Delta-Variante des Coronavirus schützen. Bisher seien „nur 21.000“ oder 0,8 Prozent der 2,5 Millionen Menschen, die mit den einheimischen Vakzinen geimpft wurden, an COVID-19 erkrankt. Davon sind 99 oder 0,003 Prozent der Geimpften gestorben, so das staatliche Biotechnologie-Unternehmen BioCubaFarma in dieser Woche. Dies sei ein ermutigendes Zeichen dafür, dass die Impfungen funktionierten, auch gegen Delta, insbesondere um schwere Erkrankungen zu verhindern.

Die große Aufregung nach dem 11. Juli hat sich dagegen wieder gelegt, auch wenn in Miami weiterhin mächtig die Kriegstrommel geschlagen wird. Bei der Berichterstattung im Ausland konnte man zum Teil den Eindruck eines Bürgerkriegsszenarios auf der Insel bekommen. Die Rahmenbedingungen der Proteste – die katastrophale Versorgungslage, die sich durch den Einbruch des Tourismus aufgrund der Corona-Pandemie und der Verschärfung der US-Blockade unter US-Präsident Donald Trump weiter zugespitzt hat, – kommen leider oft nur am Rande vor oder um zu betonen, die kubanische Regierung benutze die Blockade als Ausrede für die Probleme. Die Mühe, sich mit den tatsächlichen Auswirkungen der seit 60 Jahren bestehenden völkerrechtswidrigen Blockadepolitik auseinanderzusetzen, macht sich kaum einer der Kommentator:innen.

Leider hat sich US-Präsident Joe Biden zur Geisel der Vorwahlen im Bundesstaat Florida im kommenden Jahr gemacht und wiederholt dieselben Fehler fast aller seiner Amtsvorgänger und damit eine gescheiterte Politik. Die von Obama initiierte Annäherungspolitik scheint vorerst passé.

Die kubanische Regierung wiederum hat in den vergangenen Wochen einige Reformen angestoßen, allen voran die Schaffung einer Rechtsfigur für kleine und mittlere Unternehmen, die Aufhebung von Preisobergrenzen in der Landwirtschaft, Steuererleichterungen für ausländische Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien, die Aufhebung von Beschränkungen für die Einfuhr von Lebensmitteln und Photovoltaikanlagen. Zudem können US-Unternehmen im Besitz von Kubano-Amerikanern künftig leichter auf der Insel investieren. Um die Reformbemühungen geht es in diesem Kuba-Brief.

Viel Spaß beim Lesen. Ich hoffe, Sie finden ein paar interessante Informationen. Wie immer freue ich mich über Rückmeldungen, Anregungen und Kritik. Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund!
Andreas Knobloch

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Den Rest des Kuba-Briefs finden Sie hier: Weiterlesen!
Unter anderem mit folgenden Themen:

1. Kubas Regierung schafft eine Rechtsform für kleine und mittlere Unternehmen.

2. Kuba hebt Preisbegrenzungen für Lebensmittel auf.

3. Kubas Landwirtschaftsministerium veröffentlicht Beschränkungen für die Einfuhr von Lebensmitteln.

4. Kuba schafft neue Anreize für den Ausbau erneuerbarer Energien.

5. Kuba genehmigt die nichtgewerbliche Einfuhr von Photovoltaikanlagen durch Privatpersonen.

6. In einer überraschenden Entscheidung ebnet Kuba Vertretungen von US-Unternehmen im Besitz von Kubano-Amerikanern den Weg.

7. Kuba debattiert nach dem 11. Juli über Polizeigewalt.

Und hier geht’s zu den restlichen News aus dem Kuba-Brief!

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