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Neue Regeln für Casas Particulares, Hostels und Privatunterkünfte

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Letztes Update: 31. Oktober 2019

Einschränkungen im Casa-Particular-Betrieb

Neue Regelungen treten in Kraft

Bild: Eingang zu einer Casa Particular in Trinidad
Eingang zu einer Casa Particular in Trinidad

Inzwischen sind neue Regeln für die Cuenta Propistas, also die kubanischen Selbständigen, in Kraft getreten. Das betrifft ein Feld, in dem sich natürlich auch viele Touristen tummeln, die Casas Particulares (=Privatunterkünfte). So, wie es aktuell aussieht, gibt es massive Einschränkungen, die die Touristen aus dem Privatsektor in die Hotels lenken sollen.
Was genau passiert, wissen wir natürlich noch nicht, wir haben aus verschiedenen öffentlichen und privaten Quellen Infos zusammengetragen. Wie es wirklich kommt, das werden wir nach dem 15. Dezember sehen – wir halten euch selbstverständlich auf dem Laufenden.

Lieben Dank an Reinhart aka Puro Duro für die aktuellen Infos, die ich in den Artikel eingearbeitet habe.

Wenn ihr noch mehr über das kubanische Übernachtungssystem lesen wollt, also über Hotels und Casas Particulares (=Privatunterkünfte, Bed’n’Breakfast, AirBnB), dann lest hier weiter.

Neue und alte Lizenzen, Hostels

Gibt es aktuell quasi kleine Hostels, in denen eine Person 6 verschiedene Unterkünfte betreibt, wird es nach den neuen Regelungen nur noch maximal 3 Unterkünfte pro Besitzer geben. Wer jetzt eine Lizenz beantragt, bekommt sogar nur noch eine Unterkunft bewilligt (andere Informationen sagen zwei).

Ein Blick in meine Casa

Zusätzlich müssen die Casa-Besitzer auch wieder in der Casa Partiular wohnen, man will also wieder zum Ursprungssystem zurück, so, wie die Casas angefangen haben, als einfache Untervermietung eines Raums in der Wohnung der Besitzer. Das bedeutet: ganze Apartments kann man nicht mehr vermieten, jedenfalls nicht im klassischen Sinne: es muss immer einen Zugang zur oder Durchgang durch die Wohnung geben, in der die Vermieter dann auch wohnen.

Ebenso wird es verschärft Kontrollen geben, ob die Casas Standards, z.B. im Hygiene-Bereich erfüllen. Da ergeben sich dann viele gute Möglichkeiten, Casas dichtzumachen, denn wir sprechen schließlich von Cuba, viel in den Casas ist improvisiert oder illegal beschafft.

Nur noch einen Beruf

Weiterhin darf jeder Kubaner nur noch eine Lizenz für einen Beruf oder eine Selbstständigkeit besitzen. Mir wurde von einer Ärztin mit einer Casa Particular erzählt, die sich für eine der beiden Tätigkeiten entscheiden muss. Ratet mal, wofür sie sich entscheidet? Bestimmt nicht für ihre Tätigkeit im Krankenhaus…

Sinkende Preise bei Hotels

Habana Libre Vedado
Das Habana Libre – inzwischen ist die Leuchtreklame übrigens kaputt

Nun will die kubanische Regierung die Touristen nicht auf der Straße stehen lassen, sondern dafür sorgen, dass der Staat wieder Kontrolle über den Tourismus bekommt. Dafür sollen vor allem in den Mittelklasse-Hotels die Preise endlich wieder sinken – sind die Preise in den letzten Jahren doch durch die Decke gegangen und im internationalen Vergleich überhaupt nicht zu vertreten.

Die Idee ist also: mit der starken Regulierung der Casas, mit dem Schließen von Casas und mit der Beschränkung der neuen Lizenzen sollen die Touristen ihren Weg wieder in die Hotels finden. Dies ist eine Wette auf die Zukunft der kubanischen, staatlichen Tourismusindustrie. Ob ich diese eingehen würde, ich weiß es nicht. Denn die Hotels müssten deutlich billiger werden, um mit den Casas zu konkurrieren. Aktuell kostet ein Zimmer für zwei Personen im Habana Libre – 2,7 von 6 Sternen – für eine Nacht (im November) um die 140 Euro, eine 2-Zimmer-Casa zwischen 40 – und 50 CUC maximal. Dass die Hotelpreise geviertelt werden, wage ich aber stark zu bezweifeln.

Detail des Murals von Amelia Pelaez am Habana Libre

Auch im Servicebereich kommen die Hotels nicht mit den Casas mit. Wieder das Habana Libre als Beispiel: wer sich den dortigen Poolbereich anschaut, der würde nicht auf die Idee kommen, dass er erst vor 2-3 Jahren renoviert wurde. Im Pool selbst fehlen massenhaft Fliesen, die Liegestühle sind ungepflegt und am Verrrotten, das Essen unterdurchschnittlich (aber nicht der Preis), das große Mosaik von Amelia Pelaez, das auf den Pool schaut, verliert kontinuierlich Mosaiksteine – als Liebhaber der kubanischen Kunst für mich ein Grund zur Trauer. (Das Mosaik wird jetzt restauriert. Erstmal ist es abgenommen, mal sehen, was dann kommt!!!) Bei Booking.com wird das Habana Libre als 5-Sterne-Hotel geführt, das ist es aber mit Abstand nicht, Enttäuschungen also vorprogrammiert.

Die Front des Hotel Manzana

Ebenso ist es übrigens auch im neuen Luxushotel Manzana am Capitolio, dort greift aktuell der Schlendrian um sich: der Service am Pool ist langsam, es ist dreckig, dafür sind aber die wenigstens Preise hoch ? Wie man so Touristen dazu bewegen soll, 580 Dollar für eine Übernachtung zu bezahlen, ist mir schleierhaft.

Mit einer Casa Particular hingegen bekomme ich ein gut gepflegtes Apartment, für einen guten Preis werde ich in hoher Qualität bekocht und die Leute sind immer freundlich – denn sie wissen ja, dass sie von meinen Empfehlungen leben. Und wer die Bewertungen in den Portalen vergleicht, der wird feststellen, dass die Casas Particulares durchweg hohe Bewertungen haben, die großen Hotels aber selten über 3,2 von 5 Sternen hinauskommen.

Das Hostal Vedado Azul – in diese Richtung soll es gehen

Als erstes staatliches Hostel wurde das ehemalige Hotel Vedado zum Hostel umgewandelt. In diese Richtung wird also entwickelt – wobei nach dem Vedado auch keine weiteren Hostels mehr eröffnet wurden. Dort allerdings kostet die Nacht im Schlafsaal 14 Euro, inklusive Frühstück, also durchaus was für Backpacker. Dass es eine Lücke zwischen Backpacker und High-Class-Hotel gibt, ist allerdings immer noch gegeben.

AirBnB auch in Kuba

Wie es so in der Tourismusbranche ist: niemand mag AirBnB, weder die Vermieter noch der Staat. In Cuba versucht man über die Abrechnung via kubanisches Konto und anderer Maßnahmen der Abrechnung via AirBnB einen Riegel vorzuschieben. Da geht es natürlich auch wieder um die Besteuerung, also ein auch aus Europa bekanntes Anliegen des Staats.

Für die Vermieter hat sich übrigens herausgestellt, dass AirBnB indirekt die Preise drückt, da die Touris immer die billigsten Casas buchen – ganz egal, ob die im Zentrum oder JWD sind. Es herrscht einfach kein Wissen, wie gut – oder schlecht das kubanische Transportsystem funktioniert.

Abwicklung der Buchungen – das blaue Buch

Meinen Informationen zufolge werden die Buchungen in den Casas Particulares nicht mehr in ein großes, blaues Buch eingetragen und telefonisch mit dem Ministerium abgestimmt werden, sondern die Buchungen müssen dann Casa-Besitzern per App ans Ministerium gemeldet werden. Das soll Manipulation im Preis verhindern (Danke an Sophie für die Info, dass das noch nicht umgesetzt ist).
Hinzukommen wird noch ein staatliches Bankkonto, über das alle Geldbewegungen der Casa zu fließen haben. Damit sollen die Besteuerung und die Kontrolle gegen Betrug verbessert werden.

In dieses Buch müssen jetzt (wieder) alle Gäste eingetragen werden, die über Nacht bleiben und die werden dann auch ans Ministerium gemeldet (danke an Reinhart für die Info). Das war früher auch schon so und wird jetzt wieder durchgesetzt. Diese Regelung soll Prostitution verhindern und ist zwar kompliziert, aber einigermaßen sinnvoll.

Sinkende Touristenzahlen

Auf einem Symposium der SRH Hochschule zum Thema „Tourismus in Cuba“ gab es eine erregte Diskussion über die Entwicklung der Touristenzahlen nach Obama. Zur Erinnerung: Trump hat das Embargo voll wiederhergestellt und damit die Möglichkeit US-amerikanischer Touristen, nach Cuba zu kommen, wieder eingeschränkt, dazu passt diese aktuelle Meldung aus der Havana Times. Alle erwarteten also sinkende Touristenzahlen. Aktuell wird aber von einem neuen Touristenrekord geredet, 4,75 Millionen Touristen. Wie kann das unter den Vorzeichen des Embargos sein, sind das alles wirklich Touristen?

Die Diskussion entspann sich um die Zählmethode, genauer die Frage, ob Miami-Kubaner Touristen sind oder nicht, ob sie also touristische Angebote nutzen oder nicht – in der Statistik tauchen sie als Touristen auf, da jeder gezählt wird, der ins Land einreist.

Hier in Havanna ist jedenfalls klar, dass die Zahl der Touristen deutlich zurückgeht und die Auslastung der Casas, der Hotels und der Restaurants stark rückgängig ist. Viele vom Tourismus Abhängige machen ihr Geschäft gerade dicht, viele Casas stehen wieder zum Verkauf.

Konsequenzen für Cuba

Aus volkswirtschaftlicher Sicht verstehe ich, dass die Regierung hier eingreift und die Anhäufung von Reichtum verhindern muss, schließlich bringt diese Konzentration von Geld das soziale Gefüge aus dem Gleichgewicht.
Ebenfalls als Volkswirt habe ich aber gelernt, dass es immer Outside Options gibt. Wenn ich also nur noch 3 Räume haben darf, dann gehören die anderen Räume eben meiner Mutter oder einem Cousin. Oder die Casa wird verkauft und die Besitzer setzen sich ins Ausland ab – womit sie den Brain Drain in Cuba weiter erhöhen.

Oder – noch schlimmer für Cuba: wenn sich die Touristen schlecht behandelt fühlen, dann reisen sie eben woanders hin. Touristen sind keine treuen Gesellen und in der Karibik gibt es noch viele andere schöne Ziele mit hoher Service- und Unterkunfsqualität .

Konsequenzen für den Tourismus

Das Casa-System hatte sich in letzter Zeit zu einer guten Alternative zu den staatlichen Hotels entwickelt. Während die Hotels immer teurer wurden, waren die Steigerungen der Preise bei Casas moderat und wurden vor allem von einer Erhöhung der Standards begleitet. Dies bot uns Touristen eine gute Alternative. Nun sollen wir Touristen also wieder in die Hotels. Zwar werden die Preise etwas fallen, aber die Standards nicht steigen. Und man merkt halt leider: dem kubanischen Tourismussystem fehlt die internationale Erfahrung was Leistungen, Freundlichkeit und Preisniveau angeht.

Für mich stellt sich deshalb insgesamt die Frage: kann Cuba mit dem Preisniveau, mit den Versorgungsengpässen, mit der geringen Servicequalität überhaupt international konkurrieren? Vielleicht ist die starke Konzentration auf den Tourismus ein Fehler und Cuba sollte sich lieber auf Innovation und Forschung konzentrieren, denn dort ist das kubanische System unglaublich gut (da gab es neulich einen guten wissenschaftlichen Artikel, der diese Argumentation gebracht hat und den ich verlinken wollte, der fehlt mir aber gerade…)

Fazit und Disclaimer

Wie es nun wirklich kommen wird, weiß ich natürlich auch nicht. Ihr wisst ja: vieles wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.Einiges ist im Gesetz festgeschrieben, anderes sind einfach nur Durchführungsvorschriften oder es ist Auslegungssache der Behörden. Konkret werden aktuell die Daumenschrauben angezogen – wie weit, das werden wir sehen. Insgesamt gehe ich davon aus, dass die Zeiten für Cuenta Propistas (=Selbstständige) in Kuba wieder härter werden, ob im Bereich der Casas Particulares oder der Taxis (Details zu den Problemen bei den Taxis – dass ihr bald keine einfachen Taxis mehr nehmen dürft – hier).

Ich selbst hoffe und bete, dass es nicht ganz so schlimm kommt und der Tourismus sich davon ungestört weiterentwickeln kann.

Saludos aus Berlin,
Dietmar

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