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Letztes Update: 11. Juli 2021

Auch wenn es nach Essen klingt: heute gibt es kein Rezept, sondern einen der meist ausgezeichneten kubanischen Filme!

Havanna Ende der 1970er, David, ein parteitreuer Student, ist verliebt. Leider unglücklich. Und Diego, ein schwuler Künstler, ist auf der Suche nach neuen Eroberungen. Ihre Wege kreuzen sich in der Coppelia-Eisdiele, in der David – natürlich – das Schokoladeneis liebt und Diego das Erdbeereis. Danach verweben sich ihre Wege zu einer ungewöhnlichen intellektuellen Freundschaft, die auch den Repressalien des Staats trotzt und einen guten Einblick in die politische Situation der 1970er Jahre in Cuba gewährt. Wer Fresa y Chocolate noch nicht kennt, dem sei hier auch nicht zu viel verraten – nicht, dass es ein Actionfilm ist, bei dem ich zu viel von der Handlung verraten könnte 😉 Aber lasst euch einfach auf den Film ein!

Das großartige an dem Film für mich ist die Natürlichkeit, mit der Tomás Gutiérrez Alea als Regisseur das Wachsen der Freundschaft entgegen allen Widrigkeiten inszeniert, nie wirkt die Erzählung übertrieben oder kitschig, sondern bleibt nachvollziehbar und verständlich. Beide Protagonisten gehen in ihrer Rolle auf und stellen ihre Charaktere glaubhaft dar – wobei eine kleine Pointe anzumerken ist: während Vladimir Cruz, der den homophoben David spielt, in Wirklichkeit schwul ist, ist Jorge Perugorría, der den schwulen Diego spielt, ist in Wirklichkeit heterosexuell.

Berühmte Drehorte aus Fresa y Chocolate

Coppelia

Die wohl berühmteste Eisdiele Cubas ist auch im Film verewigt. Dort treffen sich Diego und David zum ersten Mal und Diego meint, ihm begegnen heute Wunder, da er eine Erdbeere in seinem Eis findet – und er natürlich auch David vor sich sitzen hat. Die Eisdiele sieht heute noch so aus wie im Film, sodass wir euch hier einige schöne Bilder zeigen können:

Diego macht sich an David ‘ran.
Oh, eine Erdbeere!

La Guarida

Die Wohnung Diegos ist heute eines der wohl berühmtesten Restaurants Cubas, La Guarida. Hervorragendes Essen zu nicht ganz kubanischen Preisen, aber für die Atmosphäre macht man das schon mal. Und allein: das Haus ist so spektakulär, der Blick von der Terrasse bombastisch, dass es sich auf jeden Fall lohnt.

Diego und David verstecken sich vor der Nachbarin
Rocco, der leckende Kühlschrank
Die problematischen Heiligenstatuen
Der Eingang zum Haus, den kennt ihr sicher aus hunderten von Fotos und Filmen.

Referenz und Inspiration: José Lezama Lima

Im Film wird der Autor José Lezama Lima oft erwähnt, an den ich mich – zugegeben – noch nicht herangewagt habe, ein eher schwer zu lesender Autor. Er diente wohl als Vorbild für Diego und ihm wird im Film auch ein Denkmal gesetzt. Es gibt übrigens auch ein Lezama-Lima-Museum in Havanna, für alle, die sich für den Autor interessieren!

Spanisch lernen mit Fresa y Chocolate

Wer, wie ich, im Spanischen etwas herumstümpert, dem lege ich „Cuentos Hispanoamericanos: Cuba – Erzählungen aus Cuba“ aus dem DTV Verlag ans Herz. Gleich die erste Geschichte – links spanisch, rechts deutsch – ist das erste Kapitel aus Fresa y Chocolate von Senel Paz.

Internationale Anerkennung

Zahlreiche Preise konnte der Film auch einheimsen, international am bekanntesten ist sicher, dass er als Fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert war, sich allerdings nicht gegen den russischen Beitrag durchsetzen konnte. Sonst wurde er in Havanna auf dem 13. Internationalen Festival des Neuen Lateinamerikanischen Films in Havanna ausgezeichnet, gewann einen Silbernen Bären in Berlin und viele andere Auszeichnungen.

Daten und Fakten

  • Regisseur: Tomás Gutiérrez Alea
  • Vorlage und Drehbuch: Senel Paz
  • Diego: Jorge Perugorría
  • David: Vladimir Cruz
  • Nancy: Mirta Ibarra
  • Produktionsland: Mexiko, Kuba, Spanien
  • Erscheinungsjahr: 1994
  • Länge: 108 Minuten
  • FSK: 12

Anschauen könnt ihr euch den Film aktuell bei Amazon (2,99€) oder iTunes (3,99€).

Warum ich den Film ganz besonders finde

Erdbeer und Schokolade – Fresa y Chocolate – ist bei weitem mein Lieblingsfilm unter den vielen kubanischen Filmen. Er hat solch eine emotionale Dichte und erzählerische Kraft, das mir schon jetzt beim Schreiben dieses Artikels ganz warm ums Herz wird. Der Film handelt von enttäuschter Liebe, echter Freundschaft, unerwartet gefundener, neuer Liebe und er hat ein melancholisches Happy End, sodass er immer zielsicher den Weg an den Extremen vorbeisteuert: nicht zu kitschig, nicht zu dramatisch, nicht zynisch, Freude und Trauer vereinend, Ende und Neufang mischen sich.

Was ist eure Meinung, wie hat euch Erdbeer und Schokolade gefallen? Bei uns jedenfalls hängt das Filmplakat im Wohnzimmer 😉

 

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